UKRAINE-KRIEG: Hauptquartier der Schwarzmeerflotte getroffen - Verteidigungslinie wackelt | WELT
Die Ukraine hat russischen Angaben zufolge das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte auf der annektierten Halbinsel Krim angegriffen. “Das Hauptquartier der Flotte ist bei einem feindlichen Raketenangriff getroffen worden“, teilte der Gouverneur der Stadt Sewastopol, Michail Raswoschajew, am Freitag mit. Informationen über mögliche Opfer würden geprüft, in der Nähe des Lunatscharski-Theaters seien Trümmer niedergegangen, erklärte er im Onlinedienst Telegram.
Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass war eine größere Zahl von Rettungswagen auf dem Weg zum Hauptquartier im Zentrum von Sewastopol. Auf in Online-Netzwerken verbreiteten Bildern war ein brennendes Gebäude zu sehen.
Die örtlichen Behörden warnten vor einem weiteren “möglichen“ Luftangriff und riefen die Bevölkerung zur Vorsicht auf. “Ich bitte sie, Ruhe zu bewahren und keine Fotos oder Videos zu veröffentlichen“, erklärte Raswoschajew. Die Rettungsdienste seien vor Ort. Die Feuerwehr ergreife alle Maßnahmen, um das Feuer so schnell wie möglich zu löschen.
“Kommen sie nicht ins Stadtzentrum, bleiben sie in den Gebäuden“, erklärte er ebenfalls auf Telegram. Wer sich in der Nähe des Marine-Hauptquartiers befinde, solle sich bei Luftalarm in die Schutzräume begeben, hieß es weiter.
Die russische Schwarzmeerflotte ist im Hafen von Sewastopol stationiert. Dort befindet sich eines der Kommandozentren der russischen Militäroperation gegen die Ukraine.
Russland hatte die Halbinsel Krim 2014 annektiert. Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im Februar vergangenen Jahres war sie immer wieder Ziel von Angriffen, die sich zuletzt verstärkten. Kiew hat wiederholt betont, die Krim zurückerobern zu wollen.
Die ukrainische Armee macht nach Einschätzung von US-Militärexperten weiter Fortschritte bei ihrer Offensive im Süden des Landes. Am Frontabschnitt bei Robotyne im Gebiet Saporischschja seien erstmals ukrainische Panzerfahrzeuge jenseits der hinteren Linie eines breiten russischen Abwehrgürtels gesichtet worden, schrieb das Institut für Kriegsstudien ISW in seinem Bericht vom Donnerstagabend (Ortszeit). Es sei aber noch zu früh, um sicher zu sagen, dass dieser russische Verteidigungsgürtel durchbrochen sei.
Der Generalstab in Kiew meldete im Lagebericht für Freitagmorgen ukrainische Vorstöße bei Bachmut im Osten und an der Front im Süden. Bei Robotyne sei es zugleich gelungen, russische Gegenangriffe abzuwehren, hieß es. Dies war zunächst nicht unabhängig überprüfbar.
Bei dem Ort Robotyne hat sich die ukrainische Armee in ihrer Gegenoffensive seit Juli am weitesten durch die gestaffelten russischen Verteidigungslinien gekämpft. Dort haben sich die russischen Truppen in weitverzweigten Schützengräben verschanzt. Panzer werden mit Minen, Gräben und dreieckigen Betonsperren, sogenannten Drachenzähnen, abgewehrt.
Die Ukrainer kamen mit Panzern zunächst nicht durch diese Linien hindurch, zumal es an Unterstützung aus der Luft fehlte. In einer geänderten Taktik wurden die russischen Stellungen erst mit Artillerie sturmreif geschossen, dann mit kleinen Trupps von Fußsoldaten besetzt. Das Auftauchen ukrainischer Panzerfahrzeuge hinter dieser Linie belegt nach ISW-Einschätzung, dass diese sich dort jetzt wieder freier bewegen können.
Die Ukraine hofft, in dieser Richtung zum Asowschen Meer vorzudringen. Ein Ziel ist es, die Landverbindung der Russen zur Halbinsel Krim abzuschneiden. Allerdings gibt es noch mehrere russische Verteidigungslinien, und das Meer ist immer noch über 100 Kilometer entfernt. Experten bezweifeln, dass die ukrainischen Truppen dieses Ziel noch in diesem Jahr erreichen. Die Ukraine wehrt seit fast 19 Monaten eine russische Invasion ab.
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