Sergej Rachmaninows Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 44, gespielt vom WDR Sinfonieorchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Cristian Măcelaru. Live aufgezeichnet am 20. Oktober 2023 in der Kölner Philharmonie.
Sergej Rachmaninow - Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 44
00:00:00 I. Lento – Allegro moderato – Più vivo (Allegro) – Allegro molto
00:13:43 II. Adagio ma non troppo – Allegro vivace – Tempo come prima
00:26:12 III. Allegro – Allegro vivace – Allegro (Tempo I) – Andante con moto – Allegretto – Allegro – Allegro vivace
WDR Sinfonieorchester
Cristian Măcelaru, Leitung
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Werkeinführung:
Für die meisten Komponistinnen und Komponisten ist eine Uraufführung eine existenzielle Situation. Denn schöpferische Kraft ist Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Und so wird eine skeptische Publikumsreaktion leicht als persönliche Ablehnung empfunden. Sergej Rachmaninow musste als junger Komponist eine solche Erfahrung machen. Die Uraufführung seiner 1. Sinfonie war ein Fiasko, ein traumatisierender Misserfolg. Danach komponierte er drei Jahre lang keine einzige Note. Erst zehn Jahre später wagte er sich an seine 2. Sinfonie – diesmal ein blendender Erfolg.
Überhaupt Erfolg: Als Pianist wurde Rachmaninow ebenso in den USA wie in Europa hoch umjubelt. Zum Ausgleich zog er sich ab 1930 für die Sommermonate in die Schweizer ländliche Idylle zurück und ließ sich am Ufer des Vierwaldstätter Sees eine moderne Villa bauen. Hier fand er die nötige Ruhe zum Komponieren. Neben den Corelli-Variationen und der berühmten Paganini-Rhapsodie entstand in den Sommern der Jahre 1935/36 die 3. Sinfonie. Wie Elgar in seinem Cellokonzert, so zog auch Rachmaninow darin kompositorisch Bilanz: er, ein Russe, aufgrund der Oktoberrevolution im Exil, Romantiker durch und durch, der sich in der Welt der Moderne nur schwer wiederfand. All dies scheint er in seiner 3. Sinfonie zu vereinen: die für ihn so typischen schwärmerischen Themen, jetzt allerdings, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, klanglich deutlich aufgerauter als in der Zweiten. Während er die Dritte komponiert, steckt ihm das Trauma vom Misserfolg der Ersten noch immer in den Knochen. Und doch (oder vielleicht gerade deswegen?) wagt er musikalisch viel. Was etwa sagt das Publikum dazu, wenn eine Sinfonie nicht die wohlvertrauten vier Sätze umfasst, sondern nur drei? Wenn der langsame Mittelsatz schnelle Passagen in sich birgt, die den sonst üblichen Scherzo-Satz ersetzen? Und tatsächlich, bei der Uraufführung reagiert das Auditorium verhalten. Heute aber sind die Qualitäten klar: eine höchst abwechslungsreiche Musik, in der sich Romantik und Moderne die Hand reichen.
(Text: Otto Hagedorn)
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