Podoljaka: Ukrainische Truppen bei Kupjansk auf der Flucht
Bedeutende Ereignisse am nördlichsten Frontabschnitt des Ukraine-Krieges, Charkow-Swatowo, sind Thema dieser Analyseausgabe des Journalisten Juri Podoljaka. Dort, im Raum Kupjansk, nahmen russische Soldaten in enger Zusammenwirkung mit der Luftwaffe und Artillerie – allem voran den sogenannten schweren Flammenwerfersystemen – innerhalb eines Tages gleich 30 Verteidigungsstützpunkte der Ukrainer auf dem rechten Ufer des Flusses Oskol ein. Eine Art Rekord für ein so kurzes Stück Front. Ukrainische Einheiten ergriffen teils die Flucht nach Kupjansk, woraufhin die dortige Verwaltung panisch die Evakuierung begann – teils jedoch zogen sie sich auf ihre letzte Defensivlinie zurück, die hier durch das Dorf Petropawlowka, ost-nord-östlich von Kupjansk gelegen, verläuft – und konnten sich dort befestigen. Ihre Aussichten sind indes alles andere als sonnig, so der Journalist – angesichts der Taktik des russischen Kommandos hier, die ebenso raffiniert wie brachial ist: Scheibchenweise werden die vordersten ukrainischen Defensivstützpunkte in Zug- und Kompaniegröße isoliert, von der Artillerie traktiert und schließlich von der Artillerie im Zusammenspiel mit Panzern eingenommen.
Der Befehlshaber der ukrainischen Bodentruppen, General Syrski, forderte deshalb die dringende Verlegung strategischer Reserven an diesen Frontabschnitt, die für die Gegenoffensive am Frontabschnitt Saporoschje sowie bei Artjomowsk am Frontabschnitt Donbass vorgesehen waren.
Die taktischen Erfolge der Ukrainer am Frontabschnitt Saporoschje derweil sind von so kurzer Dauer und geringer Bedeutung, dass in der Ukraine mittlerweile von einer neuen Welle der Mobilmachung im naherückenden Herbst die Rede ist – die angesichts des Hunderttausende Mann messenden Personalbedarfs des Militärs diesmal wohl eine totale werden dürfte, prognostiziert der Journalist.
Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger und Journalist aus Sumy, dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden. Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf, dafür vermittelt er anhand von Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen.
An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten. Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits gibt er Insiderquellen an. Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der russischen Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt. Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Juri Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analyst.
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