Horst Mahler - An Herrn S. 2 –

Lieber Herr S., ich antworte auf Ihren Brief vom . Sie fragen nach meiner „Gottesvorstellung“ und bringen einen hegelianischen Gott ins Spiel. Meine Gottes „vorstellung“ ist während meiner Schulzeit verblichen und hat seit dem nie mehr eine Rolle gespielt. Versuche eines Jesuitenpaters, mit dem ich intensive Gespräche pflegte, zusammen mit meinem Schulkameraden Georg Reß, später Professor für Völkerrecht und Richter am europäischen Gerichtshof, führten nicht zu einer Wiederbelebung, sondern zu der Einsicht, daß auch der Pater nicht an Gott glauben konnte. Der Grund für diesen Weltuntergang war die Ohnmacht des Verstandes meinen G l a u b e n vor dem Hintergrund des Grauens zu rechtfertigen. Es war meine Deutschlehrerin, Dr. Ouart (eine hübsche Blondine) die der Klasse mit einem schelmischen Lächeln diese Ohnmacht vorführte: „Wenn Gott allmächtig ist dann kann er einen Felsen erschaffen der so groß ist, daß er ihn nicht mehr bewegen kann“. Das werde ich nie vergessen. An Sokrates fiel mir auf, d
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