Focke-Wulf FW 200 CONDOR wird in BERLIN-TEMPELHOF geschleppt
Ein Stück Luftfahrtgeschichte für den Flughafen Tempelhof / Restaurierungsprojekt von Deutschem Technikmuseums, Airbus, Deutscher Lufthansa Berlin-Stiftung und Rolls-Royce.
Focke-Wulf Fw 200 C-3, Werk-Nr. 0063 wurde im Mai 1941 in Wenzendorf, dem Außenwerk der Focke Wulf Flugzeugbau GmbH aus Bremen, fertiggestellt, mit der Stammkennzeichnung KF QC wurde das Flugzeug bei der Ergänzungsstaffel des KG 40 in Lüneburg in Dienst gestellt.
Im Juni 1941 beginnt die Werknummer 0063 mit der neuen Kennung F8 CL in Cognac den militärischen Einsatz. Von Brest aus werden Flüge zur Wettererkundung und bewaffnete Aufklärungsflüge über dem Atlantik geflogen, durchschnittliche Flugdauer 13 Stunden.
Ende 1941 wird das Flugzeug an die 7./KG 40 nach Bordeaux-Merignac abgegeben und erhält die neue Kennung F8 BR. Anfang 1942 Überführung nach Lüneburg, Nachschubflüge für das Afrikacorp im Mittelmeerraum. Am 22. Februar 1942 erfolgt der erste Einsatz vom norwegischen Vaernes aus…
22. Februar 1942, die Besatzung der Fw 200 C-3, Werk-Nr. 0063, befindet sich auf dem Rückflug von einem fast 10stündigen Einsatz über dem Atlantik. Der Flugzeugführer Leutnant Werner Thieme setzt zur Landung auf dem Flugplatz Vaernes/ Norwegen an. Bis zum Ausfahren der Spreizklappen verlaufen Flug und Landeanflug ohne Vorkommnisse. Beim Betätigen der Spreizklappen fahren aber nur die Klappen der Backbordseite aus, eine höchst kritische und gefährliche Situation, da das Flugzeug dadurch stark nach links wegkurven will. Mit aller Kraft und fliegerischem Geschick gelingt es Thieme, das Flugzeug zu stabilisieren und auf Kurs zu bringen. Er kann das Flugzeug nicht mehr halten und muss auf dem Trondheimfjord eine Notwasserung einleiten. Dank guter Wetterbedingungen, setzt das Flugzeug glatt auf dem Wasser auf. Thieme selbst spricht von einem gesteuerten Absturz. Alle Besatzungsmitglieder können das Flugzeug verlassen und in das Schlauchboot steigen. Nach kurzer Zeit versinkt die Condor kopfüber im Fjord.
1981, zufällig entdecken Geologen das Wrack der Fw 200 Werk-Nr. 0063 in einer Tiefe von fast 60 Metern im Trondheimfjord.
Im Mai 1999 gelang es dem Deutschen Technikmuseum Berlin (SDTB), die wohl einzige erhaltene Focke-Wulf Fw 200 zu bergen. Obwohl das stark beschädigte Flugzeug während der dramatischen Bergung zerbrach, erscheint eine Teilrestaurierung der Maschine zumindest durchführbar. Unter den schon an der Bergung beteiligten begeisterten Flugzeugenthusiasten formiert sich der Wille, die Restaurierung der Fw 200 unbedingt anzugehen.
Das SDTB konnte mit eigenen Mitteln die Restaurierung nicht durchführen und fand geeignete Partner in der Industrie, vornehmlich solche, die aus der Einsatzzeit der Fw 200 Condor schon eine Beziehung zu dem Flugzeug haben.
Verträge zur Restaurierung der letzten Condor werden geschlossen, und es formiert sich die Projektpartnerschaft.
2001 vereinbart das Deutsche Technikmuseum Berlin, im Rahmen einer Projektpartnerschaft, mit den Firmen Airbus Operations Bremen, Rolls-Royce Deutschland sowie Lufthansa Technik, die Fw 200 Condor wieder aufzubauen.
In den zurückliegenden 20 Jahren haben rund 80 freiwillige Ruheständler und Aktive der oben genannten Unternehmen an vier Standorten zahlreiche Baugruppen rekonstruiert und restauriert. Ohne eine funktionierende Partnerschaft war dieses einmalige Restaurierungsprojekt nicht durchführbar gewesen!
Die Durchführung der Restaurierung bei den Partnerfirmen erfolgte durch
Einbringen freiwilliger, ehrenamtlicher Tätigkeit der Teammitglieder
Einbeziehung der Ausbildungswerkstätten der Partnerfirmen.
Abstimmung zwischen den Partnern zu gemeinsamen Trennstellen
Zur Koordinierung der Restaurierungsarbeiten kamen die Partner 2 mal im Jahr zu Abstimmungsrunden zusammen.
Die Aufgabenverteilung in der Projektpartnerschaft:
Airbus Operations GmbH
Restaurierung / Teilrekonstruktion der Innen- Außenflügel. Rekonstruktion (Neubau) für den kompletten Rumpf.
Deutsches Technikmuseum Berlin:
Gesamtverantwortung für das Restaurierungsprojekt, Koordination der Partnerschaft, Beschaffung von zusätzlichen Komponenten und technischen Unterlagen.
Lufthansa Berlin Stiftung, Hamburg:
Restaurierung der Fahrwerke (Hauptfahrwerk und Spornrad), Rumpfheck und Leitwerk
Rolls-Royce Oberursel/Dahlewitz:
Restaurierung der 4 BRAMO 323 R2 Motoren
Das Ziel am Ende des Restaurierungsprojektes:
Zusammenführung und Zusammenbau der restaurierten Einzelkomponenten des legendären Flugzeuges Focke-Wulf Fw 200 Condor zu einem Gesamtflugzeug und dessen Ausstellung in Berlin-Tempelhof.
Die jetzt erzielten Restaurierungsergebnisse lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass die weltweit einzige Condor wieder im neuen Glanz erstrahlt und als Meilenstein der Luftfahrtgeschichte für die Nachwelt erhalten bleibt.
Leider wird sich dieses stolze Flugzeug nie wieder in die Lüfte erheben…