WUT AUF GRÜNE: Streit um Jagd-Trophäen - Für Botswana ist Großwildjagd eine Form von Umweltschutz
Botsuanas Minister für Umwelt und Tourismus, Dumizweni Mthimkhulu, appelliert an die Bundesregierung, keine Verschärfungen zur Einfuhr von Jagdtrophäen aus afrikanischen Ländern zu beschließen. Er habe mit der deutschen Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) am Dienstag gesprochen und sie eingeladen, nach Botsuana zu reisen, um sich die Lage vor Ort anzuschauen, erklärte Mthimkhulu am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Berlin. Die Ministerin habe daraufhin gesagt, sie habe leider keine Zeit, nach Afrika zu reisen. «Es ist aber extrem wichtig, dass sie das tut», bekräftigte er.
Im Zusammenhang mit dem bilateralen Gespräch bemühte er das Beispiel eines religiösen Fundamentalisten. Der sei auch nicht gewillt, zuzuhören und beharre stets auf seiner Position - ganz gleich, wie die Realität aussehe. Auf die Frage, ob er Ministerin Lemke für eine religiöse Fundamentalistin halte, sagte er «Nein». Es gehe ihm lediglich darum zu verdeutlichen, wie wichtig es sei, im Gespräch zu bleiben.
Die Regierung Botsuanas ist angesichts der Bestrebungen in einigen europäischen Ländern, die Einfuhr von Wildtier-Jagdtrophäen zu verbieten, sehr besorgt. Umweltminister Mthimkhulu betonte, dass die Praxis für die botsuanische Bevölkerung eine sehr wichtige Einkommensquelle sei. Etwa 50 Gemeinden würden pro Jahr mit umgerechnet rund zwei Millionen Euro von der Jagd profitieren. Mthimkhulu verwies auch auf die Überpopulation von Elefanten. Täglich werde ein Mensch von Wildtieren attackiert und mitunter getötet, erklärte er. Wenn Deutschland die Einfuhren von Trophäen beschränke, dann wirke sich dies direkt auf die botsuanische Bevölkerung aus, die davon etwa Schulgebühren finanziere.
Tierschützer fordern seit langem Importverbote für Jagdtrophäen bedrohter Arten in die Bundesrepublik. Deutschland ist mit Abstand der größte Importeur von Jagdtrophäen international geschützter Tierarten in der EU. Nach vorläufigen Angaben des Bundesamts für Naturschutz gab es im vergangenen Jahr 650 Einfuhrvorgänge, davon entfielen unter anderem 231 auf Bergzebras, 109 auf Bärenpaviane und 26 auf Afrikanische Elefanten.
Vor knapp zwei Jahren hatte Lemke angekündigt, die Importe nach Deutschland weiter einschränken zu wollen. Eine Gesetzesinitiative der Bundesregierung dazu liegt aber nach wie vor nicht vor. Auch der botsuanische Umweltminister erklärte, er habe in seinen Gesprächen mit der Bundesregierung nicht den Eindruck gehabt, dass die Bundesregierung hierzu etwas beschließen werde. Dafür sei er sehr dankbar. Zuvor war er auch nach Großbritannien und Frankreich gereist, um sein Anliegen vorzutragen.
Das belgische Parlament hatte im Januar einstimmig beschlossen, die Einfuhr von Jagdtrophäen gefährdeter Arten ins Land zu verbieten. Die Sorge der afrikanischen Länder ist groß, dass andere dem Beispiel folgen könnten. Erst Ende Februar hatte der namibische Umweltminister einen scharfen Brief an Ministerin Lemke verfasst, in dem er jegliche Einfuhrbeschränkungen als «unrechtmäßig» und «neo-koloniale Einmischung» in innere Angelegenheiten verurteilte.
Das Umweltministerium bekräftigte seine kritische Haltung zur Trophäenjagd: Bislang könnten Jagdtrophäen vieler international geschützter Arten wie Krokodile, Zebras, Giraffen ohne eine Einfuhrgenehmigung, also ohne Prüfung auf nachhaltige oder möglicherweise illegale Jagd, nach Deutschland und Europa eingeführt werden, heißt es in der Stellungnahme. Viele dieser Tierarten seien vom Aussterben bedroht oder gefährdet.
Deutschland stehe als einer der größten Importeure in der «besonderen Verantwortung, das Möglichste zu tun, um die Nachhaltigkeit und Legalität der Einfuhr von Jagdtrophäen geschützter Arten nach Deutschland sicherzustellen». Auf EU-Ebene führe die Bundesregierung daher Gespräche mit dem Ziel, die Einfuhrgenehmigungspflicht der EU-Artenschutzverordnung auf weitere Jagdtrophäen geschützter Tiere auszuweiten. Wie viele Tiere das künftig betreffen könnte, sei noch Gegenstand der Verhandlungen. Deutschland setze sich aber für eine «zügige Entscheidungsfindung» ein.
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