Hermann Hesse - Sein erstes Paradies

Diesen Film können Sie als DVD in voller Auflösung genießen: Hermann ’Hesse’s Erstes Paradies’ lag in Gaienhofen am Bodensee. Dieser Film ist jenen ereignisreichen, höchst kreativen Jahren am Bodensee zwischen 1904 und 1912 gewidmet. Er heftet sich sozusagen an die Kneipp-Sandalen Hermann Hesses in jener wesentlichen Lebens- und Schaffensphase des Dichters, dessen Stern dabei ist, aufzugehen. Wir wollen der Frage nachgehen, was Hesse und die Mutter seiner Kinder, Maria Bernoulli, nach Gaienhofen zog. Und was sie dazu veranlasste, dieses paradiesische Stück Erde schon nach wenigen Jahren wieder zu verlassen. Im August 1904 heiratete Hermann Hesse die selbständige Basler Fotografin Maria Bernoulli, die aus der weitverzweigten Familie der Bernoulli stammte. Aus dieser Ehe gingen die drei Söhne Bruno (1905--1999, Kunstmaler, Grafiker), Hans Heinrich (genannt Heiner; 1909--2003, Dekorateur) und Martin (1911--1968, Fotograf) hervor. Ganz im Sinne der Lebensreform zogen er und Mia in das damals sehr abgelegende Dörfchen Gaienhofen auf der Halbinsel Höri am Bodensee und mieteten ein einfaches Bauernhaus ohne fließendes Wasser und Strom, in dem sie drei Jahre lebten. Nach der Geburt des ersten Sohnes Bruno 1905 und der verbesserten finanziellen Lage ließen sie sich von dem Architekt Hans Hindermann im Ort ein modernes Landhaus im Schweizer Reformstil bauen. Dort legten sie einen großen Garten zur Selbstversorgung an. 1909 wurde Heiner und 1911 Martin geboren. Hesse war häufig auf Reisen, Mia mit den Kindern mit dem großen Haus und Garten oft allein. Die Beziehung der beiden verschlechterte sich und sie verkauften ihr Haus 1912, um nach Bern zu Krisen bei beiden führten zu einem endgültigen Auseinanderleben und zur Scheidung 1923. In Gaienhofen schrieb Hesse seinen zweiten Roman Unterm Rad, 1906 erschienen, in dem er seine Erfahrung aus Schule und Ausbildung einfließen ließ und literarisch verarbeitete. 1907 schloss Hesse sich dem wandernden Dichter und Naturpropheten Gusto Gräser an, zog zeitweise in dessen Grotte „in den Felsen“ bei Ascona, die ihm zu seinem „heiligen Land“ wurden (vgl. Monte Verità). Hier wurzeln seine Legenden aus der Thebais. Das Jüngerschaftserlebnis bei einem Einsiedler in der Wildnis blieb ein wiederkehrendes Motiv seiner Dichtung bis hin zu den Lebensläufen des Glasperlenspiels. Gräser öffnete ihm auch den Zugang zur geistigen Welt des Ostens. Nach seiner Rückkehr ins bürgerliche Leben verfasste er vor allem Erzählungen und Gedichte. Sein nächster Roman Gertrud von 1910 zeigte Hesse allerdings in einer Schaffenskrise -- er hatte schwer mit diesem Werk zu kämpfen, in späteren Jahren hat er es als misslungen betrachtet. Auch in seiner Ehe vermehrten sich nun die Dissonanzen, und um Abstand zu gewinnen, brach Hesse mit Hans Sturzenegger 1911 zu einer großen Reise nach Ceylon und Indonesien auf. Die erhoffte spirituell-religiöse Inspiration fand er dort nicht, dennoch beeinflusste die Reise sein weiteres literarisches Werk stark.
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